Antrag der AfD-Fraktion: Anpassung der Öffnungszeiten der Stadtbücherei zur besseren Erreichbarkeit für Berufstätige mit Wochenendarbeit
An Herrn Oberbürgermeister
Matthias Klopfer
Rathausplatz 2
73728 Esslingen am Neckar 17.02.2025
Antrag: Anpassung der Öffnungszeiten der Stadtbücherei zur besseren Erreichbarkeit für Berufstätige mit Wochenendarbeit
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Klopfer,
die derzeitigen Öffnungszeiten der Stadtbücherei:
Dienstag bis Freitag: 10:00-19:00 Uhr
Samstag: 10:00-18:00 Uhr
sind für Personen, welche am Wochenende arbeiten müssen, ungünstig, da die Bücherei am Montag geschlossen ist.
Die Gemeinderatsfraktion der Alternative für Deutschland beantragt:
Der Gemeinderat möge beschließen:
Die Öffnungszeiten der Stadtbücherei werden zum nächstmöglichen Zeitpunkt wie folgt festgelegt:
Montag: 12:00–17:00 Uhr
Dienstag – Freitag: 10:00–18:30 Uhr
Samstag: 10:00–15:00 Uhr
Stephan Köthe, Alexander Anderka und Jürgen Häußler
Ihre Stadträte der AfD im Esslinger Gemeinderat
Update vom 19.05.2025: Verwaltung fordert Ablehnung des Antrags
Das ist die Begründung der Verwaltung:
Die Hauptstelle der Stadtbücherei Esslingen ist derzeit von Dienstag bis Freitag jeweils 10 bis 19 Uhr geöffnet und am Samstag 10 bis 18 Uhr. In den Sommermonaten wird die Öffnung am Samstag auf 10 bis 14 Uhr reduziert. Das Team ist gleichzeitig für die Stadtteilbücherei in Berkheim zuständig, die mit Unterstützung von Ehrenamtlichen betrieben wird. Auch im Bücherbus sind die Stadt Esslingen am Neckar Kolleg:innen von Montag bis Freitag in den Stadtteilen unterwegs und bedienen zahlreiche Haltestellen für die Öffentlichkeit sowie Schulen und Kindergärten. Eine zusätzliche Öffnung der Hauptstelle am Montag würde für das gesamte Team zu einer SechsTage-Woche in Präsenz führen, was aktuell nicht realisierbar ist. Arbeiten im Backoffice und Freizeit müssten umstrukturiert werden.
Die vorgeschlagenen Öffnungszeiten Montag 12 bis 17 Uhr, Dienstag bis Freitag 10 bis 18:30 Uhr und Samstag 10 bis 15 Uhr sind im Vergleich zu den bestehenden Zeiten uneinheitlich und schwieriger zu kommunizieren und für die Kundschaft zu merken. Die Verwaltung strebt in der Regel Öffnungszeiten an, die möglichst für die ganze Woche einheitlich sind.
Darüber hinaus wird die Stadtbücherei in den Randzeiten, die dann wegfallen würden, sehr stark frequentiert. Unter der Woche kommen während der neunstündigen Öffnungszeit rund 20 % der Nutzer:innen in der letzten Öffnungsstunde zwischen 18 und 19 Uhr (laut Statistik der Zeit 1.7. bis 31.12.2024). Samstags nutzen rund 29 % der Kund:innen während der achtstündigen Öffnungszeit die Stadtbücherei in den drei Stunden zwischen 15 und 18 Uhr (Statistik 1.10. bis 31.12.2024).
Eine Verkürzung der Öffnungszeiten an den bestehenden Öffnungstagen und die Einführung des Montags als weiteren Öffnungstag lehnt die Verwaltung aus diesen Gründen ab.
Was Stephan Köthe auf der Sitzung des Ausschusses für Kultur, Sport und Soziales am 19.05.2026 gesagt hat:
Sehr geehrter Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrter Herr Bürgermeister Bayraktar,
mit unserem Antrag zur Anpassung der Öffnungszeiten der Stadtbücherei wollen wir die Erreichbarkeit der Bücherei für die städtische Bevölkerung verbessern. Davon profitieren nicht nur Berufstätige, die am Wochenende arbeiten, wir sind der Überzeugung, dass sich die teilweise angespannte Raumsituation bei den Leseplätzen verbessert, wenn wir einen zusätzlichen Öffnungstag einführen. Wir sind überzeugt: öfter öffnen, dafür etwas kürzer, ist besser, als seltener öffnen, dafür etwas länger.
Die Verwaltung schlägt die Ablehnung unseres Antrags vor.
3 Gründe werden dafür angeführt:
1. Argument: Arbeiten im Backoffice und Freizeit müssten umstrukturiert werden.
Meine Antwort: Das ist richtig. Aber: wenn führende Firmen in unserer Region ihre Angestellten aus dem Homeoffice holen, warum sollte das nicht auch für die Stadtverwaltung ein Erfolgskonzept sein? Arbeiten in Präsenz erhöht die Einsatzmöglichkeiten. Ein Angestellter kann sich vor Ort um die Leserschaft kümmern und in weniger frequentierten Zeiten um Büroarbeiten.
Die Effizienz der Stadtverwaltung muss steigen und dazu gehört auch das Homeoffice in Präsenzzeiten zu restrukturieren.
2. Argument: die neuen Zeiten wären uneinheitlich.
Meine Antwort: Das ist richtig. In der Tat würden die Öffnungszeiten am Montag bereits um 17:00 Uhr statt um 18:30 Uhr enden. Wir halten das für unerheblich. Falls das tatsächlich relevant ist, könnten die Öffnungszeiten am Montag um 1,5 Stunden nach hinten verlegt werden. Damit wären die Schließzeiten von Montag-Freitag um 18:30 Uhr einheitlich.
3. Argument: Stadtbücherei in den Randzeiten ist sehr stark frequentiert.
Meine Antwort: Das ist richtig. Allerdings kürzen wir die Öffnungszeiten von Dienstag-Freitag abends nur um 30 Minuten pro Tag (von 19:00 Uhr auf 18:30 Uhr). Dafür bekommt man einen ganzen Wochentag, den Montag, geschenkt – und das bei insgesamt gleichbleibender Stundenzahl.
In der Tat wäre es schön, wenn man Montag-Freitag bis 19:00 Uhr öffnen könnte. Das würde aber eine 4 Stunden längerer Gesamtöffnungszeit bedeuten. Ohne Personalaufstockung wird das aber nicht möglich sein. Diese Diskussion wollten wir an dieser Stelle nicht führen. Wir würden aber eine kostenneutralen Verlängerung (zum Beispiel durch Ehrenamtliche) auf einheitlich 19:00 Uhr sehr begrüßen.
Schauen wir nach Ludwigsburg, die Stadt in unserer Region, welche sich verschlanken möchte und überlegt von 4 Dezernaten auf 3 Dezernate umzustellen: Die Bücherei Ludwigsburg hat 1 Hauptstelle und 2 Zweigstellen – und einen Bücherbus. Summierte Öffnungszeit: 81,5h (79,5h Sommer). Die Bücherei Esslingen hat 1 Zweigstelle weniger. Summierte Öffnungszeit: 51 (47 h). Das sind 30 Stunden weniger! Oder positiv formuliert: In Ludwigsburg gibt es 60% mehr Bücherei als in Esslingen.
Ich habe den Eindruck, dass in Esslingen die Prioritäten falsch liegen: wir brauchen nicht mehr Verwaltung (Stichwort 5. Bürgermeister), sondern mehr Effizienz und mehr Bürgerservice – ganz praktisch: durch kundenfreundlichere Öffnungszeiten bei gleichem Personalaufwand!
So haben die einzelnen Fraktionen abgestimmt:
Ablehnung: von allen Fraktionen (außer AfD und WIR/Sportplätze erhalten)
Zustimmung: AfD
Enthaltung: WIR/Sportplätze erhalten
Was ich gelernt habe: Backoffice ist nicht gleich Homeoffice. Backoffice nennt man das Arbeiten vor Ort, aber nicht mit dem Kunden, sondern im Hintergrund, zum Beispiel beim Sortieren von Büchern. Warum das Arbeiten im Backoffice ein Grund ist, die vorgeschlagenen Öffnungszeiten nicht anwenden zu können, habe ich trotz Nachfrage und wiederholter Erklärung nicht verstanden. Die Gesamtstundenzahl ist gleich.
So berichtet die Esslinger Zeitung am 22.05.2025:
