Elektrohybridbusse mit Oberleitungssystem – warum Gasbusse eine sinnvolle Ergänzung sind

Von Jürgen Häußler

Der öffentliche Personennahverkehr in Esslingen muss gem. „Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz“ vom 9. Juni 2021 in den nächsten Jahren gem. EU Vorgaben auf eine bestimmte Anzahl klimaneutraler Fahrzeuge umgestellt werden.

Busse mit Dieselmotor, die preiswertesten und verfügbarsten Fahrzeuge, können wegen den EU-Vorgaben für Kommunen nur noch in geringem Anteil (35% ab 2025) beschafft werden. Hier wollten die SVE (Städtische Verkehrsbetriebe Esslingen) zur Erreichung der Emissionsfreiheit komplett auf Oberleitungsbusse mit zusätzlichem Batterieantrieb umrüsten. Leider ist der O-Bus Lieferant Van Hool aus Belgien insolvent und somit muss die Ausschreibung für die Busbeschaffung neu erfolgen und auch das Verkehrskonzept neu überlegt werden.

Nach unserer Ansicht hat der O-Bus die Vorteile, dass er geräuschärmer und emissionsfrei ist. Zudem muss das Oberleitungsnetz nicht die komplette Fahrstrecke abdecken, da die Busse mit einer relativ kleinen Batterie die oberleitungsfreien Strecken überbrücken können. Die Busse werden während der Fahrt geladen und müssen somit keine Zwangspause an einer Ladeeinrichtung einlegen. Rein batteriebetriebene Busse haben eine lange Ladepause. Deshalb müssten hier im Endeffekt deutlich mehr Busse angeschafft werden.

Der Nachteil ist der sehr hohe Preis der Busse und die Wartungskosten für Leitungen, Stromabnehmer und Mechanik der Stromabnehmer. Der Ausbau des Leitungsnetzes und dessen Instandhaltung muss ebenfalls bezahlt werden. Der Wiederverkauf der Busse ist wegen mangelnder Nachfrage sehr erschwert.

Reine Batteriebusse haben bisher doppelt so hohe Anschaffungskosten wie Busse mit Verbrennungsmotor. Hier kommt die begrenzte Lebensdauer der Batterie, die begrenzte Reichweite und die langen Ladezeiten als negativer Aspekt hinzu. Sollte die Batterietechnik hier Fortschritte machen, wird auch der reine Batteriebus wieder eine Option.

Eine weitere Alternative ist nach unserer Ansicht die Verwendung von Bussen mit Erdgasantrieb, die auch mit klimaneutralen Gasen betrieben werden können. Diese Busse sind wegen des Verbrennungsmotors etwas lauter, haben aber die oben beschriebenen Nachteile nicht. Eine Betankung ist bisher mit Stadtgas problemlos möglich. Vom CO² Ausstoß abgesehen sind die Abgase beinahe schadstofffrei.

Wegen der Vielzahl der Möglichkeiten will die AfD sich die Technologieoffenheit erhalten. Zusätzlich muss der ÖPNV auch auf seine Kosten hin überprüft werden. Auch wenn die Busse vom Landkreis bezahlt werden, muss auch dieses Geld erst einmal erwirtschaftet werden.

EU-Vorgaben und Bundesvorgaben

Am 15. Juni 2021 trat das Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz vom 9. Juni 2021 (SaubFahrzeugBeschG) zur Umsetzung der EU-Richtlinie (EU) 2019/1161 über die Förderung sauberer und energieeffizienter Straßenfahrzeuge (Clean Vehicles Directive, CVD-Richtlinie) in Kraft.

Hier werden  die Anteilen bei der Beschaffung des Fuhrparks benannt die emissionsfrei sein müssen:

  • Bei der Beschaffung sauberer schwerer Nutzfahrzeuge gelten für ihren Anteil an der Gesamtzahl der beschafften schweren Nutzfahrzeuge folgende Mindestziele:
  •  1.   im Zeitraum vom 2. August 2021 bis zum 31. Dezember 2025: a)   für LKW der Fahrzeugklassen N2 und N3 10 Prozent, b)   für Busse der Fahrzeugklasse M3 45 Prozent,
  • 2.   im Zeitraum vom 1. Januar 2026 bis zum 31. Dezember 2030: a)   für LKW der Fahrzeugklassen N2 und N3 15 Prozent, b)   für Busse der Fahrzeugklasse M3 65 Prozent.

Ab 2030 sollen nur noch emissionsfrei Fahrzeuge der Klassen M3 fahren.

Fakten, warum CNG-Busse eine sinnvolle Ergänzung sind

  1. Klimafreundlich: Wird Biomethan als Kraftstoff verwendet, sind Gasfahrzeuge bereits heute nahezu treibhausgasneutral. Mit 0,23 kg CO2-eq/km stoßen Biogas-Busse weniger als halb so viel CO2 aus, wie Oberleitungsbusse, die mit Netzstrom betrieben werden.


  2. Günstig: Die Kosten für moderne Gasbusse sind über den Gesamtnutzungszeitraum (12 Jahre) ungefähr vergleichbar mit den Kosten für Euro VI-Dieselbusse. Im Gegensatz zu batterieelektrische Busse und Brennstoffzellenbusse, welche aufgrund der hohen Anschaffungskosten für Fahrzeuge und Infrastruktur, ohne eine sehr hohe Förderung nicht wirtschaftlich darstellbar sind.

  3. Wartungsfreundlich: In Bezug auf den Tankvorgang, die Wartung und Instandhaltung der Fahrzeuge und die Anforderungen an das (Werkstatt-)Personal bestehen kaum Unterschiede zu konventionellen Dieselbussystemen.

  4. Wiederverkaufbar: Gasbusse können nach Ende ihrer Nutzungszeit besser weiterverkauft werden, als O-Busse, für welches es keinen funktionierenden Second-Hand-Markt gibt.

  5. Übergang zu Wasserstoff: Bereits heute können min. 10% Wasserstoff dem Erdgasnetz beigesteuert werden. Das Erdgasnetz ist für eine Übergangszeit das Wasserstoffnetz!

  6. Technologie-Mix auch im ÖPNV: Nicht alles auf eine Karte setzen. Bei Stromausfall fahren Gasbusse weiter.

Quelle: Busstudie: Bewertung von Gasbussen für den öffentlichen Nahverkehr

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