Antijüdische Farbschmierereien in Esslingen

Von Stephan Köthe

Am 11.12.2024 wurde ich darüber informiert, dass es zu folgender Farbschmiererei in Esslingen vor Heilbronnerstr. 17 gekommen war.
Die Aufnahme stammt vom 26.11.2024:

„FUCK AfD“
„JUDEN SIND MÖRDA“

Fragen:
Warum berichten wir über diese Farbschmiererei? Wäre es nicht besser, zu schweigen?
Antwort: Es gab keine anderweitige Berichterstattung. Es besteht die Gefahr, dass durch eine Nichtberichterstattung relevante gesellschaftliche Veränderungen nicht wahrgenommen werden.

Gab es bislang antijüdische Farbschmierereien in Esslingen?
Antwort: Uns sind keine bekannt. Allerdings gibt es seit dem Überfall der Hamas auf israelische Zivilisten am 07.10.2023 eine drastische Zunahme an verbalen antijüdischen Angriffen, mit denen wir unter anderem auch im Kommunalwahlkampf 2024 bei unseren Infoständen konfrontiert wurden. Statt einer Verurteilung des bestialischen Terroranschlags auf Zivilisten, werden die Attentäter glorifiziert und die Opfer zu Tätern gemacht! (siehe antisemitische Hass-Demos in Berlin).

Welche Farbschmierereien mit AfD-Bezug gab es bislang?
Antwort:
12.12.2016: Farbanschlag auf das Neckarforum
01.05.2024: Farbanschlag auf die Nikolauskapelle


Auffälligkeiten:

1) Zum ersten Mal wird der Buchstabe „f“ in „AfD“ kleingeschrieben. Das ist insofern relevant, da bislang alle Farbschmierereien mit großem „F“ in „AfD“ geschrieben wurden und das im Artikel zum Farbanschlag auf die Nikolauskapelle thematisiert wurde.
2) Unklar ist die Ursache für den Schreibfehler „MÖRDA“ im ansonsten orthographisch korrekt geschriebenen Satz.
3) Das mit schwarzer Sprayfarbe durchgestrichene „FUCK“ könnte der Versuch sein, die AfD mit Judenhass in Verbindung zu bringen, so wie es zahlreiche politische Akteure vehement versuchen. Die AfD sieht sich aber als Fürsprecher für alle, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden. (Link zu Äußerungen von AfD-Politikern zu Israel und zu jüdischem Leben in Deutschland).
4) Auffällig ist auch, dass Juden adressiert werden und nicht Israel. Der Hass auf Israel ist in national- und international-sozialistischen und staatskirchlichen Kreisen gesellschaftsfähig und wird oftmals als etwas wesentlich anderes als der Hass auf Juden dargestellt. Israel und Juden sind aber untrennbar verbunden.
Der Staat Israels ist in seiner Existenz bedroht und verteidigt sich zu Recht! Jüdisches Leben ist in islamischen Ländern undenkbar – und wird in unserem Land zunehmend bedroht! Wer davor die Augen verschließt, macht sich schuldig!
Jüdisches Leben in Deutschland zu verteidigen, ist unsere gemeinsame, gesamtgesellschaftliche Aufgabe!

Es ist richtig und wichtig, dass diese Art von Farbschmierereien unverzüglich entfernt werden!
Aufnahme vom 11.12.2024:


Vorbildlich: Einmal im Monat mahnen Bürgerinnen und Bürger Esslingens:

Für die Freilassung der Geiseln.
Für das Existenzrecht Israels.
Für die Sicherheit der Juden in Deutschland.

Nach israelischen Schätzungen waren mit Stand vom 16. November 2024 noch 112 Menschen in Geiselhaft. 20 bereits tote Geiseln waren, wie Netanyahus Büro am 10. Dezember 2024 mitgeteilt hatte, bis dato von der Hamas noch nicht freigegeben worden. Quellenangabe: wikipedia

Einer der 112 Geiseln: Avinatan Or ist seit 13 Monaten in Gefangenschaft:

Auf der Webseite von Bring them Home now! werden die Geiseln mit Namen und Alter (1-86 Jahre) vorgestellt!

Update vom 17.12.2024: So sieht es am Bahnhof Oberesslingen aus:

„Israelis töten!
…morden!
zu zehntausenden!
Israel!

Israelis töten!
5 Kriege mit 5 Nachbarn!
Deutschland findet das Klasse… und liefert Waffen!!!
Wer sind die neuen NAZIS?
Ein KZ: GAZA!
Nächstes KZ?

Israelis töten!
Genozid stoppen!

Auffälligkeiten:

  1. Der oder die Farbschmierer sind juristisch geschult – sie spielen bewusst mit der Unschärfe der deutschen Sprache. „Israelis töten!“ könnten man als Aufforderung verstehen, Israelis zu töten – oder aber auch als Anschuldigung, dass Israelis töten.
    Dieselbe Argumentation wird verwendet bei der Aussage: „AfDler töten.“ – Eine solche Aussage ist in Deutschland straffrei! Allerdings stellte die Staatsanwaltschaft fest, dass es von entscheidender Bedeutung sei, ob ein Punkt und ein Ausrufezeichen am Satzende stehe. 🙈
    https://www.zeit.de/news/2024-06/10/keine-anklage-wegen-afdler-toeten
  2. Der Farbschmierer folgt mit seiner Argumentation der klassischen national- und international-sozialistischen und staatskirchlichen Kritik an Israel. Dass Israel seit seiner Neugründung am 14. Mai 1948 ums Überleben kämpft, dass es politische und religiöse Kräfte gibt, die zum Ziel haben, alle Juden im Meer zu ertränken, dass die Hamas die palästinensische Bevölkerung als menschliche Schutzschilde missbraucht, wird verschwiegen.
  3. Diesmal wurde ohne AfD-Bezug geschmiert.

Wir sagen: Israel muss sich verteidigen! Israel sollte nie wieder Opfer werden!
Es ist zu befürchten, dass die Bedrohungslage, der sich Israel ausgesetzt sieht, in abgewandelter Form auch Deutschland treffen kann.

Bonus: Interview mit Dr. Dan Schueftan (englisch, 41 Minuten): „Does a civilized society can defend itself against barbarians?“

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