Im Schwörhof 2024: 5 Redner und 4 verpasste Chancen

Von Stephan Köthe

Die 5 Redner der Schörzeremonie im Schwörhof 2024:

1. Redner: Oberbürgermeister Matthias Klopfer (SPD)
Die Themen Demographie und Klima nehmen einen beachtlichen Teil seiner Rede ein. Die Lösung ist einfach: noch mehr Migration und noch mehr Klimaschutz – wie beim Impfen: wenn’s bislang nicht funktioniert hat, einfach mehr davon.
Über 75 Jahre Grundgesetz freut man sich. Kein Wort zu den Verstößen gegen das Grundgesetz während der Zeit der Corona-Verordnungen für die OB Klopfer mit verantwortlich zeichnet.
Erwähnt wird auch die große Parteien/Listenvielfalt im neuen Gemeinderat – mit dem Hinweis, dass das Kommunalwahlrecht deshalb angepasst werden muss (ohne zu sagen, dass dadurch versucht werden wird, kleine Parteien und Listen aus dem Stadtparlament auszuschließen).
Passend dazu wird auch die große Demo gegen die AfD mit 8000 Teilnehmern gelobt. Ausgrenzung ist Demokratie. Orwell lässt grüßen.

2. Redner: Landrat Heinz Einiger (CDU) hält eine seiner letzten Reden, die letzte vor so großem Publikum. Nach 24 Jahren als Landrat im Kreis Esslingen wäre das die Gelegenheit gewesen, eine Bilanz zu ziehen. Heinz Einiger kennt die Entwicklung des Landkreises wie kein anderer. Er weiß, wo Korrekturen dringend nötig wären. Leider lässt er seine Zuhörer darüber im Unklaren. Schade!

3. Redner: Markus Grübel (CDU), Mitglied des Bundestags: Er erklärt den Abbau der Streitkräfte mit einer Phase scheinbaren Friedens. (Was er nicht sagt: die CDU ist für den Niedergang der Wehrfähigkeit Deutschlands maßgeblich verantwortlich).
Gelobt werden die Grünen, welche im Ukraine-Krieg eine 180 Grad Wende vollzogen haben (Waffenlieferung in Kriegsgebiete).

4. Redner: Fregattenkapitän Tilmann von der Lühe spricht von der Notwendigkeit der Verteidigung der Handelswege. Für diese Haltung wurde Bundespräsident Köhler 2010 noch derart angegriffen, dass er schließlich zurücktrat.
Tilmann von der Lühe ist ein Mann der Praxis und hebt sich damit wohltuend aus der Reihe der Redner ab, die offensichtlich den Bezug zur Realität mehr oder weniger verloren haben – oder nicht darüber reden wollen.
Er schließt mit dem demütigen Wunsch nach Gottes Segen – ohne Umkehr wird es den nicht geben. Erfreulich, dass solche Menschen im Dienst für unser Land stehen.

5. Redner: Tim Hausser (CDU) – die CDU ist dieses Jahr turnusgemäß zuständig für das Durchführen der Schwörzeremonie – hält eine AfD-Wahlkampfrede über den Niedergang der Inneren Sicherheit und die fehlgeleitete Migration.
Dazu ist zu sagen:
a) Der Wahlkampf ist vorbei. Oder war das bereits die Eröffnung des Bundestagswahlkampfes?
b) Falls Tim Hausser tatsächlich meint, was er sagt, dann gehört er zu einer Minderheit in der CDU.
c) Die CDU ist maßgeblich für den Niedergang der Inneren Sicherheit und die fehlgeleitete Migration verantwortlich. Wer das Haus anzündet und dann vorgibt Feuerwehrmann zu sein – ohne den ernsthaften Willen zum Löschen – will den Bürger hinter die Fichte führen.
d) Die CDU ist und bleibt die größte Vernichtungsmaschine von konservativen Positionen und von Stimmen konservativer Wähler, die es in Deutschland in den letzten 20 Jahren gab. Tim Hausser wird das nicht ändern. Und er weiß das auch.
e) Die politische Realität der letzten 10 Jahre zeigt: Wer CDU wählt, bekommt grüne Politik.

Zusammenfassend: Das war für gut informierte Bürger eine schwer erträgliche Veranstaltung. Politiker, die nichts ändern wollen oder – je nach Windrichtung – vorgeben, den Kurs zu ändern.
Die Benennung tatsächlicher Probleme, deren Ursachen oder gar Selbstkritik sucht man vergeblich – ohne die wird es aber keine Änderung zum Guten geben. Ausnahme Gastredner Tilmann von der Lühe.

Wer Esslinger Zeitung liest, erfährt von all dem nichts:
https://www.esslinger-zeitung.de/inhalt.schwoerfest-in-esslingen-eroeffnet-esslinger-schwoerfest-im-zeichen-von-krieg-und-frieden.773b6d35-2d43-4a85-848f-75413ba09fda.html

Der Wortlaut der Verpflichtungsformel:
„Wir geloben Treue der Verfassung, Gehorsam den Gesetzen und gewissenhafte Erfüllung unserer Pflichten. Insbesondere geloben wir, die Rechte der Gemeinde gewissenhaft zu wahren und ihr Wohl und das ihrer Einwohnerinnen und Einwohner nach Kräften zu fördern.“
Bei der Verpflichtung handelt es sich um einen feierlichen Akt ohne Rechtswirkung.

Ähnliche Beiträge